9. Dezember - Elf!CorbyxElf!Helmeppo (Fantasy)

Zunächst hatte ich gedacht, dass Helmeppos Rückkehr in mein Leben auch den Spott und den Hohn wieder mit sich bringen würde, den er mir immer hatte zukommen lassen. Aber dem war nicht ganz so. Natürlich sah er immer noch auf fast alles herab, was ich tat, und sowieso auf alles, was mit den Menschen zu tun hatte. Die Erfahrung, dass er außerhalb des Elfenreiches nicht sehr viel mehr war als ein arbeitsloser Herumtreiber, hatte den verzogenen Prinzen jedoch schnell von seinem hohen Ross heruntergeholt.
 Gerade schritt ich gemeinsam mit ihm über den verschneiten Markt. Sanji hatte mir aufgetragen, nach einigen ausländischen Gewürzen für die Wirtshaus-Küche Ausschau zu halten. Helmeppo, der erstens noch immer keine Arbeit gefunden hatte, obwohl es schon über einen Monat her war, dass er vor seiner arrangierten Heirat geflohen war, und mir zweitens aus heiterem Himmel seine Zuneigung gestanden hatte, wollte wohl einfach meine Gesellschaft. Wobei ich es immer noch nicht wirklich verstand. Wie konnte er mich lieben, wenn er mir doch in unserer einstigen Heimat das Leben tagtäglich zur Hölle gemacht hatte? War er ein Sadist?
 Ich schielte zu ihm hinüber, wie er sich darüber aufregte, dass Menschenstädte viel zu schmutzig waren. Nein, ein Sadist war er sicher nicht. Er hatte wohl einfach nur wahnsinnig gerne etwas zu meckern. Unter anderem wohl an den Personen am meisten, die ihm wichtig waren.
 »Hör schon auf«, meinte ich beschwichtigend, »Lass lieber die Atmosphäre des Marktes auf dich wirken. Zur Weihnachtszeit gibt es hier immer eine Menge schöner Sachen.«
 »Ach ja?«
 Er klang, als glaubte er mir kein Wort.
 »Ja«, bekräftigte ich, »Siehst du? Diese Tannenbäume zum Beispiel....«
 »Mörder«, sagte Helmeppo trocken und hatte genaugenommen recht damit. Ich hatte diesen menschlichen Brauch auch noch nie für gut befunden, sich einen toten Baum ins Haus zu stellen und makabererweise auch noch mit Kugeln und Naschwerk zu behängen.
 »Na gut«, seufzte ich. Sah mich zwischen den Ständen eifrig um und deutete dann auf gläsernen Schmuck für die Wohnung.
 »Was ist damit?«
 »Plump gearbeitet.«
 »Bunte Wollkleidung?«
 »Zu kratzig.«
 »Plätzchen?«
 »Wird man dick von.«
 »Warmer Honigwein?«
 »Ihhh! Alkohol!«
 »So, jetzt reicht es!«, ich blieb stehen und drückte Helmeppo wütend einen Finger an die Brust, »Du bleibst genau hier stehen und rührst dich nicht vom Fleck, bis ich wiederkomme.«
 »Aber Corby....«
 Ich ließ ihm keine Zeit, sich zu beschweren, sondern ging einfach von dannen. Irgendwo hier in der Nähe war es doch gewesen....
 Ah! Tatsächlich. Wollen wir doch mal sehen, ob unser Prinzlein wirklich ALLES dämlich findet, was mit den Menschen zu tun hat.
 Ich kaufte ein paar Gramm, dann ging ich zurück zu Helmeppo, der sich bereits die Beine in den Bauch stand.
 »Ach, gut, Corby, dass du wieder da bist. Gerade kamen da zwei so unverschämte Lausebengel vorbei und haben mich- HMPF!«
 Einfach, weil ich das ewige Gemeckere nicht mehr hören wollte, hatte ich ihm einen Teil meines Einkaufs ohne mit der Wimper zu zucken in den Mund gestopft. Erst glotzte er mich nur dämlich an. Schließlich kaute er und schluckte.
 »Was... ist das?«
 Seine Überheblichkeit war verschwunden. Er schien ernsthaft erstaunt darüber, dass etwas so lecker sein konnte.
 »Marzipan«, verriet ich ihm breit lächelnd, »Hier. Da hast du noch mehr davon.«
 Ich gab ihm den Rest in die Hand. Hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Helmeppo das ausnutzen würde, um mich an sich heranzuziehen.
 »He, was-?!«
 Mitten auf dem Markt küsste er mich einfach. Unglaublich manchmal, dieser Kerl!
 Wahrscheinlich hochrot bis über beide meiner langen Ohren erwiderte ich den Kuss und schmiegte mich mehr an. Hier, in Helmeppos Armen, konnte man schon einmal die Zeit vergessen und auch, dass man Sanjis Gewürzgeld für Marzipan ausgegeben hatte.