21. Dezember - DoflamingoxCrocodile (Real Life)

Missmutig saß ich auf diesem komplett versifften Bett in diesem viel zu kleinen Hotelzimmer und hielt den Hörer eines verdammten Festnetz-Telefons in der linken Hand. Es hatte sogar noch Wählscheibe und Kabel. Ich kam mir vor, als wäre ich in einem widerlichen Schwarzweißfilm gelandet. In einem von denen, die Crocodile so gerne sah. Seine Schuld war es überhaupt, dass ich hier saß. Nur, dass ich mir unter »Geschäftsreise nach England« etwas anderes vorgestellt hatte. Wie zur Hölle kam er nur auf den Gedanken, ich würde mich mit einem so heruntergekommenen Hotel wie diesem hier zufrieden geben, welches keinen seiner drei Sterne auch nur annähernd verdient hatte? Waren wir knapp bei Kasse, oder was?
 Ungeduldig drückte ich immer wieder einen Finger auf das Telefonkabel und ließ es nach oben schnappen. Mich mal eben ein paar Länder weiter zu verbinden, dauerte ganz schön lange.
 Endlich dann erklang der vertraute Piepston. Kurz darauf wurde der Hörer abgenommen.
 »Ja, hier Crocod....«
 »Du mieser Schuft, du elender! Was glaubst du eigentlich, was für eine Hölle ich gerade durchmache?!«
 Stille am anderen Ende. Dann ein entnervtes »Pinky....«
 »Ja, nix hier: Pinky! Mit einem Kosenamen kommst du jetzt auch nicht weiter! Ich sitze hier irgendwo im Nirgendwo in einem gottverlassenen, flohverseuchten Hotel und die bringen es nicht einmal fertig, mir den Akku von meinem i-Phone ordentlich aufzuladen!«
 »Hast du den Adapter zuhause liegen lassen?«, kam es gefährlich gelangweilt von Crocodile. Ich holte tief Luft, um weiterzuwettern, doch er war schneller.
 »Sag nichts. Er liegt ja hier am Küchentisch. Wegen solcher Kleinigkeiten lasse ich mich von dir nicht einfach beschimpfen, dass das klar ist. In dieser Gegend von England gab es nun einmal kein besseres Hotel.«
 »Man hätte doch auch...!«
 »Außerdem ist dieses Geschäft unter strengster Geheimhaltung abzuschließen. Den gefälschten Personalausweis und Reisepass hast du nicht umsonst. Wir können von Glück reden, wenn diese Leitung nicht abgehört wird. Also reiß dich zusammen und benimm dich nicht wie...«, er suchte das richtige Wort, »...eine Pussy.«
 »PUSSY?!«, brüllte ich in den Hörer hinein und stand vom Bett auf, »Bezeichnest du mich wirklich gerade als FRAU?!«
 »Selbst wenn, das tut im Eigentlichen nichts zur Sache«, er war immer noch ruhig, allerdings etwas gereizt, »Du bist ein ganz normaler Tourist, den es zufällig in diese Gegend verschlagen hat. Schon vergessen?«
 Mir war nicht danach, auf Crocodiles Blödsinns-Manipulations-Gequatsche einzugehen.
 »Ach, fahr doch zur Hölle über die Feiertage! Dann bin ich dich los!«
 So meine letzten Worte, bevor ich den Hörer auf die Gabel warf, als sei er etwas Giftiges. Einen Moment noch stierte ich die Wand mit bohrenden Blicken an, dann zuckte ich genervt die Schultern und machte mich daran, meine Tasche auszupacken. In diesem Vogelkäfig von Zimmer würde niemals alles Platz haben, da war ich mir sicher.
 Plötzlich klopfte es an der Tür.
 »Was ist denn nun schon wieder?!«, raunzte ich und stakste hinüber, um zu öffnen. Draußen stand ein milchgesichtiger Hotelpage, der verschüchtert zu mir aufsah.
 »Ein P-präsent für S-sie, Mister....«
 Ich nahm den Geschenkkorb halb abfällig, halb neugierig an mich und machte die Tür wieder zu. Was war das nun wieder?
 Ich las den Zettel, der an dem Korb angebracht war.
 »Für Pinky. Pah!«
 Nur Crocodile nannte mich so. Das war nur wieder ein Versuch, sich mit mir zu versöhnen. Ich kannte ihn gut genug. Immerhin waren wir Partner nicht nur auf geschäftlicher Ebene.
 Aber halt!
 Niemals hätte er in drei Sekunden veranlassen können, dass mir ein so großer Korb voller Pralinen gebracht wurde. Das war also gar nicht die Reaktion auf unseren Streit, sondern etwas anderes. Etwas....
 »Ach, Croco....«
 Ein Hauch Rosa stahl sich auf meine Wangen und ich ließ mich langsam auf das Bett sinken. Auf einmal war ich erfüllt von einem ganz warmen Gefühl. Er hatte es getan, weil Advent war. Weil wir uns nicht mehr sehen würden bis die Feiertage vorbei waren.