11. Dezember - ChakaxPeruh (Science Fiction)

Im Grunde genommen langweilte mich Politik. Trotzdem war es als Leibwächter von Prinzessin Vivi meine Pflicht, jeder Zusammenkunft des Intergalaktischen Senats beizuwohnen. Als Vertreterin des Wüstenplaneten Alabasta durfte die Prinzessin immerhin weder fehlen, noch ohne Schutz dort aufkreuzen. Glücklicherweise war ich jedoch nicht alleine mit meiner Aufgabe. Wir Leibwächter waren zu zweit und mein Kollege hieß Peruh. Beide hatten wir therianische Vorfahren und konnten uns somit bei Bedarf in Tiere verwandeln. Er war ein Wanderfalke, ich ein Goldschakal.
 Unnötig, zu sagen, dass wir uns erstens erstaunlich gut verstanden und zweitens eine ungeheure Anziehungskraft aufeinander ausübten. Therianer waren selten geworden – selbst in diesem Teil der Galaxie – und oft traf man uns genau aus diesem Grund auch dann zusammen an, wenn wir eigentlich frei hatten. In mir war sogar ein Gefühl für Peruh entstanden, das weit über bloße Freundschaft hinausging. Nur war es mir unmöglich, ihm ein Geständnis zu machen. Vergraulen wollte ich ihn schließlich auch nicht.
 Sei es, wie es sei; gerade eben befanden wir uns wieder einmal auf einer sterbenslangweiligen Senatssitzung. Prinzessin Vivi kam dabei das Privileg zu, sich setzen zu dürfen. Wir, ihre Leibwächter, flankierten stehend ihre beiden Seiten. Volle vier Stunden, wenn es hoch kam. Das einzige, was uns dabei etwas Ablenkung verschaffte, war ein digitales Notizgerät. (Jede andere Form der elektronischen Datenspeicherung oder Kommunikation war im Senatssaal strengstens verboten.) Hinter Vivis Rücken gaben Peruh und ich es uns ständig hin und her und schrieben uns mal lustige, mal ernste, mal aufgebrachte und mal informative Botschaften. Dabei entstanden mitunter seitenlange Dialoge und keinen davon hatte ich je von dem Notizgerät gelöscht. Rein der Nostalgie wegen.
 Ausgerechnet heute driftete unser übliches Schriftgespräch aber in eine sehr merkwürdige Richtung ab. Peruh hatte mich gerade zur Adventsfeier bei sich zuhause eingeladen. Nur wir beide und ein paar Kekse. Daraufhin hatte ich ihn gefragt, ob ich etwas Besonderes mitbringen sollte. Geantwortet hatte er nur mit einem »Kommt darauf an, was wir machen wollen....«
 Halb geblödelt, halb ernst hatte ich etwas von kuscheln, Sex und Liebesgedichte vorlesen zurückgeschrieben. Was dann bei mir ankam, irritierte mich ein bisschen.
 »Letzteres muss nicht unbedingt sein. «
 Sofort sah ich mit offenem Mund zu Peruh hinüber. Er blickte stur geradeaus und verzog keine Miene. Wie ernst durfte ich das nun nehmen? Am besten hakte ich nach.
 »Die anderen beiden Dinge schon? o.O«
 Ein Zittern unterdrückend wartete ich ab und nahm schließlich das Notizgerät wieder entgegen.
 »Nur, wenn du willst, natürlich. Aber wegen mir, ja.«
 »Warum?«
 Hastig schob ich Peruh das Gerät zu. Hatte er einfach nur Lust auf Abwechslung, brauchte er es so dringend oder lag ihm wirklich etwas an mir?
 Was er zurückschrieb, ließ mich schlagartig rot anlaufen.
 »Weil ich dich gern habe. Sehr sogar.«
 Der ernste Unterton in der Botschaft entging mir nicht und ich wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Wieder blickte ich mich nach Peruh um. Diesmal lächelte er kaum merklich herüber, die Wangen rosa angehaucht. Konnte es denn eigentlich sein? Wieso hatten wir nicht früher entdeckt, was wir füreinander empfanden?
 »Ich dich doch auch, du Spaßvogel. <3«, schrieb ich, reichte ihm das Notizgerät und freute mich über das Grinsen, welches beim Lesen über sein Gesicht huschte.
 Für diese Sitzung beließen wir es dabei. Keine Botschaften wanderten heute mehr hin und her. Dafür aber Blicke. Sehr eindeutige Blicke. Mit Sicherheit wusste nach der noch verbleibenden Stunde ein jedes Senatsmitglied, wie verliebt die beiden Leibwächter der Alabasta-Prinzessin ineinander waren. Doch das war mir einerlei. Für gewöhnlich langweilten mich all diese Leute hier nur. Zur Abwechslung durfte ich sie da ruhig einmal ein wenig zum Tuscheln und Grübeln bringen.