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Frau(?) Holle

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Es war einmal eine Schulleiterin, die hatte zwei ihrer Schülerinnen zu sich gebeten, eine wichtige Aufgabe für sie zu erledigen. Diese bestand darin, den tief verschneiten Weg zum See hinab freizuräumen. Nun aber war eine der beiden Schülerinnen ein sehr verträumtes und übereifriges Mädchen. Schon bald hatte sie sich viel zu weit von dem Weg entfernt, der um den See verlief. Sie geriet auf das Eis hinaus und beinahe wäre sie in klirrend kaltes Wasser gefallen, wenn die Vorsichtige sie nicht gerade noch davor bewahrt hätte, indem sie sich selbst in das klaffende Loch stürzte.
 Als sie wieder erwachte, fand sich die Vorsichtige auf einer schönen, grünen Wiese wieder. Zuerst wunderte sie sich ein wenig, dann jedoch erhob sie sich, um ihre Umgebung ein wenig näher in Augenschein zu nehmen.
 Bald schon kam sie an einem Apfelbaum vorbei, der voller Früchte hing.
 »Schüttel mich!«, rief er ihr zu, »Meine Äpfel sind alle miteinander reif!«
 Schaden kann es ja nicht, dachte sie sich und machte sich geschwind daran, die vielen Äpfel von ihren Ästen zu schütteln. Als sie damit fertig war, trug sie sie zu einem großen Haufen zusammen.
 Nachdem die Arbeit verrichtet war, ließ sie den Apfelbaum hinter sich zurück und ging eine ganze Weile weiter. Bis sie an einen Backofen kam.
 »Zieh uns heraus!«, hörte sie die Brote von innen rufen, »Sonst verbrennen wir!«
 Kaum hatte sie dies vernommen, griff sie nach dem Brotschieber, der neben dem Ofen stand. Geschwind hatte sie alle Laibe aus der Glut gezogen; kein einziger war verbrannt.
 Sehr zufrieden mit sich setzte sie ihren Weg fort. Schließlich jedoch erreichte sie das Ende des Wegs und stand vor einem kleinen, netten Häuschen. Sie klopfte an die Tür, weil sie etwas müde war, und sogleich tat sich diese weit auf.
 Vor ihr stand ein blond gelockter, junger Mann mit Brille. Er sah sehr freundlich aus und bat sie auch sogleich zu sich herein.
 »Ich will dich bei mir wohnen lassen, solange du möchtest, und es soll dir an nichts fehlen«, sagte er, »Nur eine Bitte hätte ich an dich: Hilf mir, jeden Tag meine Betten auszuschütteln, denn dann schneit es auf der Erde.«
 »Das werde ich gerne tun«, antwortete die Vorsichtige und so blieb sie bei dem jungen Mann. Fleißig und mit Umsicht ging sie ihren Pflichten nach; kein einziges Mal musste er sie ermahnen oder daran erinnern, dass sie etwas zu tun vergessen hatte. Und jeden Tag, manchmal sogar auch zwei- oder dreimal, half sie ihm dabei, die Betten auszuschütteln. Die Federn, die dabei aus den Decken und Kissen fielen, flogen weit über das Land hinaus davon und verwandelten sich auf ihrem Weg nach unten in Schneeflocken. Bald schon war alles überzogen mit einer dichten, weißen Schneedecke und die Kinder unten auf der Erde freuten sich darüber.
 Aber nachdem einige Wochen vergangen waren, bekam die Vorsichtige Heimweh und sie wollte zurück zu dem Internat, von dem sie gekommen war.
 »Nun gut. Wenn du nach Hause möchtest, werde ich dir den kürzesten Weg dorthin zeigen«, sagte der junge Mann und geleitete sie zu einem Tor, welches auf die Erde zurückführte. Als sie durch dieses hindurchschritt, wurde sie mit einemmal von einem goldenen Schein erfasst. Sie wandte sich ein letztes Mal um und konnte noch den jungen Mann erspähen, der ihr lächelnd zunickte.
 »Das ist der Lohn für deine Dienste.«
 So betrat sie mit Freude und Glück beschenkt das Klassenzimmer, in welchem sich ihre Mitschüler gerade befanden. Der jüngste und kleinste von ihnen bemerkte sie zuerst.
 »Yay! Unser Glückskind Laura ist wieder da!«
 Schnell ward sie umringt von all ihren Freunden, die froh waren, sie wieder bei sich zu haben.

 Die Tollpatschige indessen hatte nicht lange gezögert und war in das eiskalte Wasser hinterhergesprungen, um ihre Freundin zu retten.
 Auch sie erwachte auf der weiten, grünen Wiese. Verwundert stand sie auf, sah sich ein wenig um und folgte dann demselben Pfad, den auch die Vorsichtige zuvor gegangen war.
 So erreichte sie schon bald den Apfelbaum.
 »Schüttel mich!«, rief er, »Meine Äpfel sind alle miteinander reif!«
 Und weil sie nicht faul war, begann sie auch sogleich, den Baum kräftig zu rütteln und zu schütteln. Leider fielen ihr dabei einige der Äpfel auf den Kopf und zerbrachen ihr beinahe die Brille. Als sie die Äpfel auf einen Haufen zusammentragen wollte, rollten sie ihr davon und in den nahen Bach hinein.
 Was soll's, dachte sie sich, Wenigstens fallen sie jetzt niemandem mehr auf den Kopf.
 Sie ging weiter und kam nach einer Weile an den Backofen.
 »Zieh uns heraus!«, jammerten die Brote darin, »Sonst verbrennen wir!«
 Tatkräftig griff sie nach dem Brotschieber. Doch – oh weh – als sie nur die Hälfte der Brote herausgeholt hatte, begann dieser zu brennen. Sie konnte das Feuer gerade noch löschen. Die übrigen Brote jedoch waren völlig verkohlt.
 Hätte auch schlimmer kommen können, überlegte sie sich, Ohne mich wären bestimmt alle verbrannt.
 Also setzte sie ihren Weg fort und gelangte schließlich ebenfalls an das kleine Häuschen. Neugierig klopfte sie an die Tür.
 Der junge, blond gelockte Mann öffnete ihr wie auch schon zuvor der Vorsichtigen. Diesmal jedoch starrte er das Mädchen nur unverwandt an.
 »Ich heiße Marin«, sagte sie nach geraumer Zeit mit fröhlichem Grinsen, »Und du?«
 »Mein Name ist Peter«, antwortete er und erlangte seine Fassung zurück, »Ich bin der König über das Land der Wolken. Wenn du möchtest, kannst du bei mir wohnen bleiben; es soll dir auch an nichts fehlen. Ich habe nur eine Bitte an dich: Hilf mir, jeden Tag meine Betten auszuschütteln, denn dann schneit es auf der Erde.«
 »Klar doch! Hört sich lustig an!«
 Gleich am ersten Tag wollte Marin ihre Arbeit erledigen. Doch als sie die große, schwere Bettdecke über das Geländer warf, um sie tüchtig auszuklopfen, blieb diese an einem Nagel hängen. Mit einem scheußlichen Geräusch riss der Stoff entzwei und alle Federn fielen auf einmal auf die Erde hinab.
 »Oh weh!«, rief Marin, »Peter, hilf mir! Die Federn!«
 Der König kam sofort, um nachzusehen, was los war. Er wurde stocksteif und stumm, als er die Bescherung erblickte, und schon fürchtete Marin, sie habe ihn zornig gemacht. Doch plötzlich begann Peter leise zu lachen. Vorsichtig grinste Marin mit. Vielleicht würde die Strafe nicht allzu hart ausfallen.
 »Du gefällst mir!«, rief Peter lachend, »Schon viele Fleißige und Faule hatte ich hier, aber noch nie jemanden, der so gewissenhaft an seiner Aufgabe gescheitert ist! Sag, Marin, willst du nicht meine Frau werden?«
 Verwundert sah Marin ihn an. Endlich antwortete sie: »Aber natürlich! Gerne doch!«
 Die Hochzeit wurde wenige Tage später mit allem Prunk und Glanz gefeiert. Ohne Gäste zwar, aber unter einem guten Stern.
 So leben sie auch heute noch hoch oben im Himmel glücklich zu zweit. Und manchmal – aber nur manchmal – fällt im Winter ganz besonders viel Schnee. Als wäre jemandem das Federbett entzwei gerissen.
18. Dezember: Peter (OC/School Fortune) x Marin (OC/School Fortune)
© 2012 - 2024 SimonStardust666
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